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Rettung für geschwächte Wildtiere im Tierheim in Hamlar

In diesem Sommer stranden ungewöhnlich viele Wildtiere im Tierheim Hamlar. Leiterin Sonja Hofmeister rätselt, warum ihr die Menschen so viele Jungtiere bringen.

 

Zusammengeduckt in Reih und Glied haben sie sich zu einem einzigen Fellknäuel zusammengekuschelt. Zu erkennen sind ein paar lange Ohren, zwei Augenpaare und die kleinen Pfötchen. Erst als Sonja Hofmeister in den Käfig fasst und das Wollknäuel anstupst, stoben die sechs Feldhasen auseinander.

 

Gerade mal drei Wochen sind die Langohren alt. Eigentlich sollten sie irgendwo in freier Wildbahn von ihrer Mutter aufgezogen werden. Doch sie werden im Tierheim Hamlar von Leiterin Sonja Hofmeister und ihren Helferinnen mit der Flasche und Katzenmilch gefüttert. Kinder hatten die vielleicht zwei Tage alten Jungtiere auf der Wiese bei Lauingen eingesammelt und im Tierheim Hilfe für die schutzlosen Hasen gesucht. Hofmeister konnte nicht ablehnen, auch wenn die Aufnahme und Pflege von Wildtieren eigentlich nicht Aufgabe des Tierschutzvereins ist.

 

„Diesen Sommer ist es verrückt. So viele Menschen bringen uns junge Wildtiere – vom Vogel, der aus dem Nest gefallen ist, bis zum Marderbaby“, erzählt Hofmeister. In 22 Jahren als Leiterin des Tierheims habe sie so etwas nicht erlebt. „Ich glaube, die Menschen sind sehr sensibel – auf die Natur, aber auch auf alles, was Schutz braucht“, sagt die Tier- und Menschenkennerin. Hinzu käme die lange Frühjahrskälte, dann starke Hitze und dazwischen die Gewitter. „Da fallen schon mal ein paar Nester aus dem Baum.“

Tierheim Hamlar ist für Welpen-Schmuggel gerüstet

Brigitte Scherb ist entsetzt. Sie nennt es erschreckend, wie mit illegalen Transporten Hunde- und Katzenwelpen nach Deutschland gebracht werden. Bislang hat die Vorsitzende des Tierschutzvereins Donauwörth noch kein Notfallanruf des Bayerischen Landestierschutzverbandes erreicht, um Tiere in Quarantäne im Tierheim in Hamlar aufzunehmen. Dafür sei man allerdings gerüstet, weil die Aufgriffe längst nicht mehr nur im Grenzbereich, sondern auch auf Rastplätzen und bei Zufallskontrollen im Land erfolgen.

 

„Die Welpen werden viel zu früh ihren Müttern entrissen, sind dadurch und durch unsägliche Transportbedingungen traumatisiert“, berichtet Scherb. Hinzu komme, dass die Tiere über keinen ausreichenden Impfschutz verfügten, teilweise bereits krank oder besonders anfällig für Krankheiten seien.

Wenn man Tiere aufnehmen solle, werde man natürlich helfen, sagt Scherb. „Es bedeutet unendliches Leid für die schutzlosen Tierkinder, die nichts dafür können, dass sie nur aus Geldgier produziert wurden, um skrupellos verschachert zu werden.“

In Pandemie-Zeiten ist die Nachfrage nach Tieren gestiegen

Die in der Zeit der Pandemie extrem gestiegene Nachfrage nach Tieren ist nach Ansicht von Brigitte Scherb einer der Gründe für diese tragische Entwicklung. Man beobachte, dass die Interessenten vermehrt im Internet nach Tieren suchten.

Nicht nur einmal habe man im Tierheim in Hamlar Menschen ohne Tiervermittlung nach Hause geschickt, „weil wir gespürt haben, dass der Hund oder die Katze nur Spielzeug für die Kinder sein sollten und nicht als Familienmitglied angesehen werden“.

(Augsburger Allgemeine)

Virus verschärft die finanzielle Lage

Die Tiere sind nicht weniger geworden, dafür die Einnahmen

 

Die Corona-Krise hat ein Loch in den Haushalt des Tierschutzvereins Donauwörth gerissen. Das Tierheim des Vereins steht damit vor massiven Problemen, wie es in einer Pressemitteilung heißt. Vielen Tierschutzvereinen und -heimen geht es ähnlich, weshalb der Deutsche Tierschutzbund als Dachverband den Welttierschutztag am 4. Oktober unter das Motto „Zusammen für Tierheime“ stellt. Die Tierschützer wollen damit auf die derzeit schwierige Situation aufmerksam machen und für Unterstützung werben.

 

„Wir standen bereits vor der Corona-Krise finanziell nicht besonders gut da und sind für unsere Arbeit für die Tiere immer auf die Hilfe tierlieber Menschen angewiesen. Jetzt sind die Probleme massiv, die Einnahmen sind rückläufig“, sagt Brigitte Scherb, Vorsitzende des Tierschutzvereins Donauwörth. Weil während der Corona-Zeit viele Tiere beim Züchter, im Handel oder über das Internet unüberlegt angeschafft worden seien, befürchte man auch, dass über kurz oder lang einige dieser Tiere im Tierheim landen könnten, wenn sie ihren Besitzern lästig werden. Den Haustierboom hatte auch das Tierheim Hamlar zu spüren bekommen. Anfragen habe es viele gegeben, doch nicht alle seien gut durchdacht gewesen. „Wir prüfen natürlich immer, ob ein Interessent tatsächlich das passende Zuhause für immer bieten kann“, erklärt Tierheimleiterin Sonja Hoffmeister. Die Vermittlungsrate sei daher weitgehend konstant geblieben. Eingebrochen dagegen seien fest im Jahresfinanzplan eingerechnete Einnahmen aus Festen, Basaren und Flohmärkten. Auch gab es weniger Pensionstiere, die normalerweise ebenfalls Geld in die Kassen bringen. „Die Lage im Ganzen ist besorgniserregend. Wir müssen sehen, wie sich die finanzielle Situation in den kommenden Wochen und Monaten entwickelt und hoffen, dass viele Tierfreunde weiter bereit sind, den Tieren zu helfen“, so die Verantwortlichen. Am Sonntag, 11. Oktober, findet wieder ein Flohmarkt im Tierheim Hamlar statt – nach den Corona-Regeln. (pm)

Wer das Tierheim Hamlar unterstützen möchte, kann auf folgendes Spendenkonto spenden:

IBAN DE63 7225 0160 0190 0064 60

BIC BYLADEM1DON

(Augsburger Allgemeine)

Tierheim Hamlar

"Kein Tier soll im Graben landen"

Im Frühjahr 2015 befindet sich die Einrichtung in Hamlar kurz vor dem Aus. Nun hat sich die Situation zwar gebessert – aber es steigen auch die Herausforderungen Von Manuel Wenzel

Brigitte Scherb ist erleichtert. „Unser Hilfeschrei wurde gehört“, sagt die ehrenamtliche Vorsitzende des Tierschutzvereins Donauwörth und Umgebung. Dieser betreibt das Tierheim Hamlar. Vor rund einem Jahr stand die Einrichtung an der alten B16 wegen großer finanzieller Sorgen vor dem Aus. Mittlerweile hat sich die Lage aber etwas entspannt. Dazu haben vor allem die Kommunen in der Region beigetragen. Im Frühjahr 2015 machte der Tierschutzverein in einer Bürgermeisterdienstbesprechung auf seine missliche Situation aufmerksam – verbunden mit einem Appell an die Städte und Gemeinden hinsichtlich der sogenannten Fundtierpauschale. Diese Abgabe, die die Kommunen entrichten müssen, hatte hierzulande jahrelang 19 Cent pro Einwohner betragen. Der Tierschutzverein schlug eine Erhöhung auf 50 Cent vor, die anschließend stufenweise jährlich auf 1,50 Euro erhöht werden soll. Letzteres entspricht auch einer Empfehlung des Deutschen Tierschutzbunds. „Die meisten Kommunen haben sich auf die 50 Cent eingelassen“, sagt Scherb. Nur wenige seien bei den 19 Cent geblieben, Mertingen dagegen zahle beispielsweise bereits einen Euro. Im Regelfall entscheidet der Stadt- oder Gemeinderat jedes Jahr aufs Neue, wie viel Geld für Fundtiere nach Hamlar überwiesen werden soll. 

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